Tagebuch

 
 

Tagebuch September 2019

 

Bald ist es wieder so weit ToGo opening eyes 2019 steht in den Startlöchern!

Die Koffer gepackt, die Crew bereit. 7 Materialkoffer voll bepackt, zu was für  Wunder ihre Inhalte wohl verhelfen werden? 

 

 

Freitag 20.9.2019

Freitag Abend Check-in, nach endlosem umpacken, warten, Koffergewicht abschätzen, kamen wir endlich zum letzten Pass, zum letzten Koffer der eingecheckt werden musste. Glücklich hievten wir den 18. (und letzten) Koffer auf die Waage bzw. das Laufband. Endlich geschafft! 

Auch die von Koffern überflutete Check-in Angestellte meinte nur noch: „ So, dann haben sie jetzt ihre 17 Koffer, eine schöne Reise.“

 WIE BITTE? 17 Koffer, das kann doch nicht wahr sein, wir hatten doch 18 Koffer? Die Fotoanalyse musste her. Die Koffer auf den Fotos wurden abermals gezählt. Schlussendlich waren wir immer noch uneinig.Waren es 17 oder doch 18?

 Um 10.10 Uhr waren wir fertig, fix und fertig. Morgen entscheidet sich, ob es ein Kofferdrama in der September Togo Gruppe geben wird.

 

 

Samstag 21.9.2019

Wir schwebten schon über Paris, die Höhenmeter fielen ab. Nein, doch nicht, die Maschine wird noch einmal hochgerissen, vor uns steht ein kostbarer Zeit verstreichender Rundflug über Paris. In hohen Lüften am Eiffelturm vorbei, über die Seine bis wir schlussendlich den Flughafen erreicht haben.

 Die Zeit rannte mit uns um die Wette, als Letzte kommen wir beim Gate an. Gefühlt im letzten Moment stiegen wir ein. Doch dem war nicht so, nach 1 h Wartezeit und 3 unterschiedlichen Gründen für die Verspätung, spielten wir mit dem Gedanken ein Hotel in Paris auszusuchen, oder zumindest die Crew zu fragen, ob sie die Bildschirme entsperren konnten, sodass wir uns mit Filmen begnügen konnten.(Letzteres wurde verwirklicht : ) , doch wir waren nicht die Einzigen, die einen baldigen Abflug bevorzugen würden. Im 5 Minuten Takt drang zu uns ein quengelndes Schreien gefolgt von des gleichen Kehle ein freudiges Lachen, der kleine Junge im Alter von 2 Jahren, frisch gemacht, in einem eleganten Anzug, hatte das Warten definitiv satt. Durch die ewigen Gänge gehend, suchend nach potenziellem Spielzeug war er zufriedengestellt. Nach diesem Auftritt. Sind wir abgehoben. 

 

Eine angenehme Hitze empfing uns, gefolgt von Trommeln und interessierten Blicken, in der Ferne ein Gewitter. Der Togo opening eyes Pullover blieb nun endgültig im Koffer. In Vogan kamen wir mit 2 h Fahrzeit, unendlichen Eindrücken und 17 Koffern an. Vorerst nahm jeder seinen eigenen Koffer (das einzige Überbleibsel von Zuhause) ins Zimmer. Doch ein Koffer fehlte.

Die Odyssee des 18. Koffers begann. 

 

 

Sonntag 22.9.2019

Gut gestärkt sind wir zum Spital aufgebrochen. Schlaglöcher, Motorradfahrer und irreführenden Strassenschilder ausweichend tuckerten wir zum Spital. 

Schon seit Stunden waren wir beim einräumen, sortieren, kontrollieren. Plötzlich ein Jubelschrei, ein Lachen, ein Freudentanz. Der Koffer war gefunden! Das Drama vorbei. Der Himmel öffnete sich die schlechte Stimmung verflogen. 

 

 

Montag 23.9.2019

Rechts und links je 2 Bankreihen füllen den Raum, rechts die Männer, links die Frauen. Man blickt  in erfreute, grimmige, interessierte, verwirrte, Gesichter. Jeder mit seinen Angehörigen, manche blind, einer kippte bei der Infusion um, der nächste verlief einwandfrei. Und schon kam der Nächste, just in dem Moment, als Martina alles erledigt hatte, rannte ein uns unbekannter Arzt ins Zimmer. „Wolltet ihr nich eine Sectio (Kaiserschnitt) sehen?“ Aber natürlich! Wir sprangen gleich auf und gingen mit. Während der ganzen Sectio lief ein Gospel Lied, sogar die Gebärende sang mit, das Lied handelte um die Mutter, die eine Gewinnerin gegen die Schmerzen  und Gefahren einer Geburt ist und das herzliche Willkommen heissen des Neugeborenen. Was für ein unbeschreibliches Erlebnis !

 

Und nun zu unserem Dauerthema: Der fehlende Koffer

Der rote Remova Koffer, dessen Reise sich hoffentlich bald mit unserer kreuzte, fand den Weg zu uns immer noch nicht. Heute Nacht hätte uns ein Telefonanruf erreichen sollen, welcher uns die Ankunft des Koffers bestätigen sollte. Einige Stunden später sowie unzählige Telefonate später wussten wir immer noch nichts Neues. 

 

Am Ende des Tages verliessen wir das Spital mit 9 gelungenen Katarakt (grauer Star) Operationen. Mit dieser Leistung rundum zufrieden traten wir den Heimweg an.

 
 

Dienstag 24. September

Der Hahn machte seinen üblichen Weck-Kräh-Spaziergang ums Haus herum, damit auch sicher niemand verschlief. Mathis ergriff die Chance,Trompete zu üben, als der Hahn seinen Rundgang beendet hatte. Nach den ersten paar Tönen des Morgenappells, war der Hahn schon beleidigt, lauthals krähte er zwischen die Töne der Trompete. Solange das nicht in einem Hahnenkampf ausartete, war alles gut.

 

Auf den sandigen, so knall orange-braunen, als wären sie einem Acryl Malkasten entsprungen Strassen, fuhren wir zum Spital. Dort wurden wir schon sehnlichst erwartet. Schon die ganze Zeit schwebte eine dunkle Wolke über uns, da der Koffer immer noch nicht da war. Dominique setzte alles daran, um den uns schon abermals bei einem Problem gesagten, afrikanischen Spruch „Ja also das regeln wir morgen,“ zunichte zu machen. 

„Juhuuu!“ Ein unverwechselbares Dominique-Lachen schallte vom Ops zu uns, nein durch ganz Vogan, Lomé, Togo! Es war klar was passiert war. Der Koffer ist da. Die dunkle Wolke verzog sich, die Sonne ging auf und so sollte es bitte bis zum Schluss bleiben.

 

Mit Brigitte tanzend zu afrikanischen Liedern, schwatzend und lachend feierten wir die Ankunft von Dominique’s Koffer. So nun ist die Odyssee aber endgültig vorbei!

 

 

Mittwoch 25. September 

Es war dunkel, ca. 4 Uhr, nur ein einzelner Trompetenspieler meinte, zum Morgenappel ansetzen zu müssen. Verwirrt sind wir alle aufgewacht. Man hörte Mathis wieder reingehen, die Tür fiel ins Schloss. 2 h später am Frühstückstisch war der Fall Zeitverschiebung aufgeklärt. Da Mathis 2 Handys hatte und das eine sich nicht auf Togozeit umgestellt hatte und somit auch der Wecker nicht, wurden wir 2 h früher geweckt. Zu wissen, dass man sich einfach nochmals umdrehen konnte und weiter schlummern für 2 h, war wunderbar. 

 

Durch die Patientenreihen zu laufen gleichte einem Einzug der Gladiatoren. 

Doch einer unserer Gladiatoren musste sich so richtig durch den Tag kämpfen. Obwohl Mathis von Bauchkrämpfen heimgesucht wurde, meisterte er den Tag sehr gut.

 

Nach 13 Patienten kamen wir am Abend erschöpft nachhause. Da plötzlich bemerkten wir, dass Dominique’s WLAN Kästchen im Spital geblieben war. Kurz darauf realisierten wir, dass auch die Kaffeemaschine dort scheinbar übernachten wollte. Das war eines zu viel. In Windeseile düste Dominique los. Kurz darauf war sie auch schon wieder da, WLAN und Kaffeemaschine im Schlepptau. Ende gut alles gut.

 

 

Donnerstag 26.September

 

„Der kommt mir irgendwie bekannt vor.“ Ernest kam hinter dem Patient in den Ops rein, breit grinsend.“ C’est le conducteur“ . Schon bei der Hinfahrt vom Flughafen zu unserer Unterkunft rätselten wir, wieso er nun 2 h Fahrzeit hatte,bei der Strecke wo man doch nur 1 h benötigte. Doch da er mit einem grauen Star als Beifahrer fuhr, war alles klar. Nach der Operation spazierte er einfach raus. Die Kekse und den gemütlichen nach Op-Stuhl hatte er einfach nicht gesehen. Wahrscheinlich wollte er gleich in sein Auto und weiterfahren. Als wir ihn jedoch auf die Kekse aufmerksam gemacht hatten, machte er sich  gemütlich. 

 

Nach kurzer Zeit wurde es stockfinster. Vielleicht hätten wir früher loslaufen sollen, aber hätten wir das gemacht, so wären wir nicht auf 14 Patienten gekommen.  Dafür war der Sternenhimmel überwältigend.

 

Zuhause angekommen erwartete uns eine böse Überraschung. Uns war schon bekannt, dass wir ein Rattenloch in der Decke hatten. Doch nun kam die Krönung. Auf einem Rattenkeber direkt unter dem Rattenloch lagen 3 Ratten, doch leider waren sie noch nicht mausetot. ( Sie zappelten noch ! )

Auf Essen welches möglicherweise schon irgendwelche Nagetierfamilien vorgekostet hatten,  hatten echt keine Lust. Da musste unser berühmte Knabber-Koffer her, der gut verschlossen neben dem Esstisch stand. Denn die Einzigen die dort knabbern sind wir! Und das bleibt auch so! 

 

Schlussendlich ganz glücklich mit Erdnüssen, Biberli und Guetzli versorgt genossen wir den Abend. Nicht mal mehr der Stromausfall konnte uns abschrecken, wir plauderten einfach weiter, romantisch um eine Handytaschenlampe herum.

 

Freitag 27. September

 

Geführt von den Verwandten, mental und am Arm, blind, ein junger  Mann. Nach der Operation war sein Drang, endlich zu sehen, unendlich gross! Er konnte kaum auf die morgige Nachkontrollle warten, um sich die Augenabdeckung abzunehmen.

 

Der Raum lachte, es war so schön, wie Martina mit der alten blinden Frau zum Aufwachraum tänzelte. Denn geführt zu gehen fiel ihr schwer, doch zu tanzen war kinderleicht. Diese Momente zwischendurch versüssen einem den Tag.

 

3 Kanadier, kamen in den Aufwachraum. Martina und ich gleichzeitig: „Schau mal! Kaukasier!“

Wir guckten uns belustigt an, wir hätten nicht gedacht, dass wir so reagieren würden.

 

Markttag

Reizüberflutung, die Menschenmassen strömten durcheinander, ungewiss ob rechts oder links Verkehr. Abertausende Gesichter starrten die unseren an. Wir waren die Rarität. Unzählige „Bonjour’s“, von gross und klein überfluteten uns. Und auf einmal trafen wir die Kanadier wieder! Das muss auch lustig ausgesehen haben, ein Kreis aus 9 Exoten plaudernd in Mitten vom Markt der Einheimischen.

Mit bunten Stoffen in den Taschen verabschiedeten wir uns vom Markt und liessen den Abend in einer Beiz ausklingen.

 

Samstag 28. September

 

Es war so laut, also würde jemand direkt neben der Türe des Operationsaal bohren. Und so war es auch! Ein Handwerker stand neben dem Aufwachraum und bohrte fröhlich in die Wand. Auf die Frage, ob er denn keine bessere Zeit, z.B. wenn wir nicht mehr operierten gefunden hätte, meinte er nur, dass müsse er aber jetzt machen. Schlussendlich war aber auch ihm klar, dass jetzt nicht die beste Zeit war, um zu bohren.

Schon oft wurde uns vom berühmt berüchtigten Stromausfall berichtet und heute traf er ein, plötzlich in Mitten einer Operation. Kurz darauf war er aber auch schon wieder vorbei. Am Nachmittag folgten dann noch 3 weitere, die aber auch nicht lange dauerten. Dieser Operationstag war reichlich gespiesen von Hindernissen.

Um 13 Uhr haben Martina, Mathis, Irmi und ich das Krankenhaus verlassen. Auf der Strasse Richtung Lomé, fuhren wir Schlaglöcher ausweichend, zum Flughafen, um Jon-Erik, Mathis’s Sohn abzuholen. In Lomé kauften wir noch weitere Stoffe, in einem Laden, der bis zur Decke vollgestopft mit Stoffen war. Die Vielzahl an Farben, Mustern und Materialien war so überwältigend, dass die Augen kaum mitkamen. 

 

Am Flughafen angekommen, erreichte uns auch schon das nächste Problem, das uns in Form eines SMS übermittelt wurde: Jon-Erik’s Koffer war nicht angekommen.  Na wunderbar! Das hatten wir doch schonmal, reichte das eine Mal nicht? Wir sollten morgen wiederkommen, um die gleiche Zeit, da der Koffer einfach „Demain“ nachfliegen würde. Ihn uns bringen lassen, war aber schlichtweg nicht möglich. Wer den Weg im Schüttelbecher morgen auf sich nimmt, wird noch ausgelost.

 

Spät abends kamen wir nach Hause. Müde lief ich durch den Gang, zu unserem Zimmer, doch ich war nicht die Einzige, die diesen Weg eingeschlagen hatte. Die Ratte und ich gleichermassen erschrocken, rannten wir unterschiedliche Richtungen weg. Das war genug, ich ab ins Bett.

 

 

Sonntag 29. September

 

Um 6:00 Uhr kreuzten wir bei der Kirche auf. Nur das Grundgerüst stand. Eine magere Erscheinung. Innen hatte die Kirche noch kein Dach. Doch die Endgrösse und Form, konnte man sich schon gut vorstellen. Die Reihen füllten sich mehr und mehr, die Blicke lagen jedoch auf uns. Um 6:05 Uhr waren alle Reihen bis auf den letzten Platz gefüllt, nur die Reihen rund um unsere waren leer. Um 6:10 Uhr die Überraschung. Alle Reihen waren gefüllt, inklusiv unseren Nachbarreihen.  Aber wer jetzt dachte, dies sei eine Standard-Sonntagsmesse, irrte sich gewaltig. 

Nach der Einleitung kam von hinten der Chor tanzend durch die Reihen, alle gehüllt in identische, wild gemusterte Kleider.

Zur Messe erschien man in seinen schönsten Kleidern, ergänzt mit wunderschönen Frisuren. Nach längerer Zeit im Sitzen, fuhr man fort im Stehen. Bei den weiteren Liedern des Chors standen alle auf. Sie sangen mit und tanzten, wer nicht tanzte fiel auf. Natürlich waren alle gespannt, wie wir uns anstellten. Schnell kopierten wir den Tanz und gaben unser Bestes. Dies liess alle schmunzeln. Die Freude in diesem Raum war grösser als die Kirche jemals werden wird!

 

Nach dem Sonntagsfrühstück fuhren wir zum Spital. Nach 3 Patienten endete unsere heutige Arbeit. Dominique, Nives, Irmi und Martina fuhren zum Voodoo-Markt. 

 

Mit zunehmender Dunkelheit wuchsen unsere Sorgen, wo blieben die nur? Laute Musik durchbrach die zirpenden Grillen, da fuhren sie um die Ecke. Auf unsere Frage, wie es war, antworteten sie nicht direkt. Das Einzige, das uns bekannt gegeben wurde, war, dass sie eine Dusche brauchten, um sich den Gestank und das ganze Zeugs abzuduschen.

Bei einem kühlen Getränk wollten wir die sehnlich erwarteten Voodoo-Fotos sehen. Doch mit einem „kühlen“ Getränk war vorerst nicht zu rechnen, denn der Kühlschrank war ausgesteckt worden. Zum Glück gab es eine Beiz nicht weit von uns, die uns mit 7 kühlen Getränken aushelfen konnte. Jetzt stand dem gemütlichen Abend nichts mehr im Wege.

 

 

Montag 30. September

Jetzt starten wir schon in die 2. Woche! Wie die Zeit verfliegt und in 4 Tagen auch wir. 

 

Heute ging es dem Abstell-/ Lager-/ Umkleideraum  an den Kragen. Jon-Erik und ich trugen Kartons, Schachteln und diverse schwarze Säcke hinaus und inspizierten sie. Da unsere Kenntnis der Medizin bei weitem noch nicht den Stand der Absolutheit erreicht hatte, mussten wir die Hilfe von Martina und Mathis hinzuziehen. In jeder Pause kamen sie zu uns und halfen, wo es nur ging, erklärten Begriffe, sortierten mit uns und gaben uns Tipps. An manchen Punkten verleitete uns das Chaos beinahe zum Aufgeben. Doch dies war keine Lösung. Das 1. wiedereingeordnete Regal verzeichneten wir als 1. Erfolg!

 

Jon-Erik’s Koffer hatte es mit leichter Verspätung auch noch zu uns geschafft. 

Nach diesem 12 h Arbeitstag, waren wir erledigt. Doch der Erfolg von 15 Katarakten war ein tolles Gefühl. Im Verlauf des Abends kam dann noch eine Schneiderin vorbei, um die Stoffe der restlichen 4 entgegenzunehmen, um für sie massgeschneiderte, prächtige Kleider anzufertigen. 


Gespannt auf die morgigen Erlebnisse verkroch ich mich unter mein Mückennetz.

 

 

Dienstag 1. Oktober 

Der herzliche Empfang der Patienten, die schon vollzählig um 7.00 Uhr aufgereiht auf den Holzbänken, warteten, ist jeden Tag auf’s Neue herzerwärmend. Sie gleichen einer Fankurve, mit ihren erwartungsvollen Blicken, und diejenigen, die uns lediglich hörten riefen umso kräftiger ihre Bonjours.

 

Heute erreichten wir das Maximum, so schnell haben wir noch nie gearbeitet ! Schon vor der Mittagspause haben wir 8 Operationen vollbracht.

 

Doch trotz des vielen Arbeiten, verloren wir nie den Bezug zum Wesentlichen. Jeder Patient schreibt seine eigene Geschichte, seit dem 1. Schritt in unser Wartezimmer. Eine die uns die Augen öffnete, wie schön es doch trotz all dem Leid sein kann war sie:

Die 27. jährige junge Frau, wurde am Mittwoch operiert. Zu vorwarf sie ohne Sehkraft. Bei der Nachkontrolle sah sie auf dem Auge 100%! Mit dem heutigen operieren des 2. Auges folgte die Vollendung des angefangenen Wunders. 

 

Vielerorts werden wir mit grossen Unterschieden im Vergleich zur Schweiz konfrontiert. Als Beispiel: Das legen einer Venflon ist hier zulande schwieriger, denn die Haut ist oftmals viel zäher und die Venen sind einfach zu verwechseln mit Sehnen. Es ist fast schon eine Venensuche.

Da wir so eingespielt und mühelos vorwärts kamen, dachten wir, wir konnten sicherlich den 1 stündigen Heimweg zu Fuss antreten, schlussendlich, war es aber am Ende des Tages dunkel, als wir das Spital verlassen haben. Dafür beendeten wir den Tag mit 16 operierten Katarakten! Unser Tagesrekord. 

 

 

Mittwoch 2. Oktober

Heute besuchte uns Irma im Spital, eine 84-jährige Schweizerin, die seit 40 Jahren in Togo lebt und ein Hotel führt, in dem wir sie auf unserer Rückreise besuchen werden. Zu unserer Freude hat sie uns Apfelkuchen mitgebracht. Den Kuchen mussten wir richtig gut vor einander verstecken, nicht dass er plötzlich auf unerklärliche Weise verschwinden würde.

 

Nach getaner Arbeit liessen wir den Abend in einer Bar ausklingen. Direkt vor unserem Tisch spielte ein Fussballspiel. Das Netz des Tores hielt an einzelnen Schnüren zusammen. Aggressiv und mit ganzem Herzblut wurde gespielt, getrickst und vorgetäuscht. Mit dem Abpfiff der Dunkelheit, war das Spiel vorbei. Ein einzelner Scheinwerfer und das Licht eines herumfahrenden Motorrades waren die Beleuchtung. Martina wurde gefragt, ob sie den Pokal überreichen würde, natürlich sagte sie ja!  

Zuhause angekommen erfuhren wir, dass Brigitte, die für uns kochte, fort war. War dies die Steigerungsform ihres Schmollens, welches zurückzuführen war auf unsere kritischen Äusserungen über das von ihr Gekochte oder den von ihr abgestellte Kühlschrank oder einfach die höfliche Bitte, unser Essen nicht in Reichweite des Rattenclans zu lagern? 

 

 

Donnerstag 3. Oktober

Der letzte Arbeitstag ist angebrochen, die letzten Venflons gelegt, die letzten Katarakte operiert. Die 1. Au revoir’s gefallen, die 1. Tränen vergossen, die 1. Verabschiedungen überstanden. Eine Frau, alleine, schluchzend im Wartezimmer, sie wollte ihre Augen auch operiert haben, doch sie betrat erst gerade das Wartezimmer. Doch unsere Arbeit war getan, alles war aufgeräumt. Ihr Schluchzen konnte durch nichts gemildert werden, nicht mal das Versprechen, sie zu operieren, wenn wir wiederkommen, konnte sie beruhigen.

 

Unsere Leistung von 125 operierten Katarakten war der neue Rekord! 

 

Nach einem abschliessenden Rundgang durch das Spital bereiteten wir uns auf unsere Rückreise vor. Zum Abschluss pflanzte Jon-Erik einen Baum im Garten unserer Unterkunft. Die letzten Abschlussfotos auf der Veranda geschossen, fuhren wir los mit unseren von Erinnerungen überfüllten Koffern. Auf unserer Reise Richtung Lomé, liessen wir es uns nicht nehmen, einen Abstecher in das paradiesische Hotel von Irma zu machen. Um einen grossen Tisch versammelt, in mitten von einer vielfältigen Flora und Fauna erzählten wir Irma von unseren unzähligen Erlebnissen, wir lauschten wiederum ihren Geschichten. Von ihrem Personal, welches fleissig deutsch lernt, freundlich bedient und bekocht, hatten wir einen vergnüglichen Nachmittag. 

 

 

Singend und lachend nahmen wir den Rest unserer Fahrt zu unserer letzten Destination dem Hotel Coco-Beach auf uns. Unmittelbar vor der Einfahrt des Hotel Coco-Beach befand sich ein Armenviertel, was uns stutzig machte, ob dieses Hotel wirklich unseren Erwartungen entsprechen würde. Doch schon nach den ersten Metern der Einfahrt waren alle Sorgen vom Winde verweht. Der Strand war bezaubernd, das Blau des Meeres im Einklang mit den warmen orange-roten Lichtern des Hafens, die sich auf dem Sand spiegelten, das Wasser so warm, als würde jeder gespeicherte Sonnenstrahlen einen an den Füssen kitzeln. Was für eine wunderschöne Belohnung.

 

 

Freitag 4. Oktober

Die Temperaturen noch mild, die Sonne erst gerade aufgegangen. Auf meinem Morgenspaziergang dem Strand entlang begegnete ich lediglich meinen eigenen Fussspuren. Nur ab und zu krabbelte ein kleiner Krebs an mir vorbei. Ich hielt Ausschau nach angespülten Interessantheiten. Doch das einzige Angespülte waren leider Gottes Pet-Flaschen, Plastikrückstände und einzelne Flip-Flops. Da, eine Qualle, ich lief näher zum Wasser, ach doch nur ein Plastiksack. Ich wand meine Linse ab, da es wahrscheinlicher war, dass mir eine weitere Pet-Flasche vor die Linse sprang, als ein Fisch.

Nach einem gemeinsamen Frühstück, verbrachte jeder den Tag so, wie er sich am besten von den Strapazen der vergangenen 2 Wochen erholen konnte, sei das mit einer Massage, Kartenspielen oder einfach Zeitung lesen. Beim Eindunkeln trafen wir uns alle wieder zum Abendessen. Das Video eines Flugzeugs, welches es verfehlte zu starten, musste uns Jon-Erik natürlich genau an unserem Flugtag zeigen. Das half uns dann auch nicht weiter. 

Und schon waren wir beim Flughafen angekommen. Das letzte mal der Togo-Duft, ob man ihn jetzt mochte oder nicht, sei offengelassen. 

Wie es nicht anders zu erwarten war, hatten wir wieder Probleme beim Check-in. Uns wurde mittgeteilt, dass unsere extra Koffer von Paris nach Zürich fliegen können, aber nicht von Lomé nach Paris. Nachdem auch noch der Abteilungschef hinzugezogen wurde, kamen sie auf die glorreiche Erkenntnis, dass der Fehler bei ihnen lag.

 

Alle Strapazen überstanden hoben wir ab.

 

 

Samstag 5. Oktober

Nun ist es vorbei. Ein unvergessliches Abenteuer geht zu Ende. Am Flughafen in Zürich wurden wir von unseren Liebsten und weiteren Togo opening-eyes Mitgliedern herzlichst empfangen. Ein riesiges Dankeschön an alle! Was für Erlebnisse wohl auf die nächste Gruppe warten werden? Eine neue Wundertüte wird sich auftun. 

 

Von Melinda Weiss